Man stelle sich eine Welt vor, auf der Wesen wie wir leben, mit einem Unterschied: sie haben keinen Begriff von Geist. Statt von mentalen Zuständen (Gefühlen, Gedanken etc.) zu reden, reden sie von physikalischen Ereignissen. Sie haben große Fortschritte in Biochemie und Neurologie gemacht und kennen sich in der Anatomie der Nerven und des Gehirns genau aus. Nähert sich ein Kind einem heißen Ofen, dann schreit die Mutter nicht: „Vorsicht, das ist heiß!“ (=Empfindung), sondern: „Vorsicht, das wird deine C-Zellen stimulieren!“ Jeder wohlgeformte Satz ihrer Sprache konnte leicht mit einem bestimmbaren Nerven- und Gehirn-Zustand in Verbindung gebracht werden.
Richard Rorty: Philosophy and the mirror of nature. Princeton, NJ: Princeton UP, 1979. hier S. 70-71.
Rorty versucht zu zeigen, dass wir ohne den Begriff des 'Geistes' ganz ganz gut zurechtkommen würden.
Zeitgenössisches Gedankenexperiment Philosophie des Geistes Rorty, Richard (1931-2007)