Stellen wir uns vor, dass John Shmarb eine unbekannte späte Brahms-Komposition (eine fünfte Symphonie) findet und veröffentlicht. Das Stück wird bald eingespielt und von Kritikern als Meisterwerk gepriesen. Nach einer Weile stellt sich heraus, dass die Komposition nicht von Brahms stammt, sondern von Shmarb selbst. Dieselben Kritiker, die erst die Qualität des Stückes gelobt haben, finden nun, dass es spätromantischer Kitsch ist und fragen sich, wie sie auf so eine Fälschung hineinfallen konnten. Shmarb, der mit seinem Winkelzug Anerkennung für sein eigenes kompositorisches Schaffen suchte, erfährt diese nicht.
Warum ist die Symphonie nichts wert, wenn sie von Shmarb ist?
Cahn, Steven M.; Griffel, L. Michael (1975): The strange case of John Shmarb : an aesthetic puzzle. In: Journal of aesthetics and art criticism, Jg. 34, H. 1, S. 21-22.
Bitte zu bemerken, dass der Name des Helden der Versuch der überzeugenden Umkehrung von „Brahms“ ist (nur das „h“ ist im Weg).
Das Gedankenexperiment zeigt, dass unsere Haltung gegenüber Kunstwerken in der Regel nicht „objektivistisch“ in dem Sinne ist, dass wir die Qualität eines Kunstwerkes allein aus ihm selbst beurteilen. Siehe auch Pierre Menard …