Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen angezeigt.
Beide Seiten der vorigen Revision Vorhergehende Überarbeitung | |||
gedankenexperimente:wert_fenelon [2018/12/28 12:11] jge [4. Kommentar] |
gedankenexperimente:wert_fenelon [2018/12/29 10:48] (aktuell) jge [4. Kommentar] |
||
---|---|---|---|
Zeile 24: | Zeile 24: | ||
===== 4. Kommentar ===== | ===== 4. Kommentar ===== | ||
- | Das Szenario habe ich in Tittles Sammlung gefunden. Dort ist es wiedergegeben nach der Auflage 1798, in dem der Wert des erzbischöflichen Lebens mit dem des Kammerdieners, nicht dem des Zimmermädchens verglichen wird. | + | Das Szenario habe ich in Tittles Sammlung gefunden. Dort ist es wiedergegeben nach der Auflage 1798, in dem der Wert des erzbischöflichen Lebens mit dem des //Kammerdieners// (valet), nicht dem des //Zimmermädchens// (chambermaid) verglichen wird. |
- | Wie entschieden Godwin hier verneint, dass jedes menschliche Leben gleichen Wert hat, ist für heutiges Denken schon erstaunlich. Der erste Schritt ist dabei ausgehend von der Analogie, dass menschliches Leben wertvoller ist als tierisches, da Menschen in größerem Maße fähig sind, Glück (Happiness) zu empfinden. Das ist schon utilitaristisch gedacht. Der zweite gedankliche Schritt ist noch ein Stück stärker: denn hier geht es nicht um die individuelle Fähigkeit, Glück zu empfinden, sondern um den Beitrag, den das Leben des Einzelnen für das Glück der anderen hat. | + | Wie entschieden Godwin hier verneint, dass jedes menschliche Leben gleichen Wert hat, ist für heutiges Denken schon erstaunlich. Der erste Schritt ist dabei ausgehend von der Analogie, dass menschliches Leben wertvoller ist als tierisches, da Menschen in größerem Maße fähig sind, Glück (Happiness) zu empfinden. Ein Gedanke, der uns heute selbstverständlich ist und sich z.B. in unserem Rechtssystem wiederfindet. |
+ | |||
+ | Bei Godwin ist das schon utilitaristisch gemeint; man denkt an John Stuart Mills These, es sei besser, ein unglücklicher Sokrates zu sein als ein glückliches Schwein. Sein zweiter gedankliche Schritt ist noch ein Stück stärker utilitaristisch: denn hier geht es nicht um die individuelle Fähigkeit, Glück zu empfinden, sondern um den Beitrag, den das Leben des Einzelnen für das Glück aller (anderen) hat. Fenelons Leben ist darum mehr wert, weil er einen größeren Wert für alle schafft als Zimmermädchen oder Kammerdiener, schließlich ist jener der Autor des »unsterblichen Telemach«. | ||
+ | |||
+ | [[https://de.wikipedia.org/wiki/Fran%C3%A7ois_F%C3%A9nelon|François Fénelon]] (1651-1715) schrieb seine //Abenteuer des Telemach// als Bildungsroman und Kritik an der autoritären Herrschaft Ludwigs XIV. | ||
+ | |||
===== 5. Literatur ===== | ===== 5. Literatur ===== |